Vorschlag für eine Produktinnovation

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rechnerspezifische Linuxdistributionen

Version 1.0/2.5, 16.07.2008

Inhalt

Zusammenfassung — Übersicht

Ziel des Vorschlags ist die Erschließung neuer Kundengruppen durch minimale technische Änderungen der bestehenden Distribution (das Ausblenden beinahe jeder Auswahlmöglichkeit) und geschicktes Marketing. Die Neuerung läge darin, dass eine angepasste Version der Distribution für eine spezielle (weit verbreitete) Rechnerkonfiguration angeboten würde.

Ausgangslage – das Problem des Kunden — Übersicht

Zu den gewichtigen Gründen, die die Masse der Windows-Nutzer davon abhalten, sich mit Linux zu beschäftigen, gehören folgende:

  1. mangelnde Kenntnis – sie haben nie davon gehört (und wissen eigentlich auch nicht, was ein Betriebssystem ist, sie schreiben ihre Texte mit Windows...)

  2. gering ausgeprägtes Interesse – sie sehen keinen (ausreichenden) Nutzen für sich in der Verwendung bzw. dem Ausprobieren von Linux

  3. Softwareabhängigkeiten – sie machen irgendwas mit ihrem Rechner, das unter Linux nicht oder nicht vernünftig möglich ist

  4. Sorge um die Komplexität der Installation und des Betriebs (befürchtete oder reale eigene Unfähigkeit, gewisse Einstellungen vorzunehmen)

  5. Sorge um die Kompatibilität der eigenen Hardware (das ist recherchierbar, aber das muss man erst mal wollen und dann auch wissen, wo und wie)

  6. Die meisten technisch unbedarften Anwender fühlen sich von Linux auch in dem Sinne nicht angesprochen, dass sie kaum den Eindruck haben dürften, zur Zielgruppe zu gehören.

Der folgende Vorschlag soll die Punkte 4, 5 (Technik) und 6 (Marketing) abschwächen.

Problembewusstsein

Sowohl den Distributoren als auch dem Gro6szlig;teil der fraglichen Anwender ist sehr wohl bewusst, warum diese Linux (noch) nicht verwenden.

Ziel — Übersicht

Dem Käufer eines Rechners, der in hinreichend großen Stückzahlen verkauft und vor allem von einer technisch wenig versierten, also bisher schlecht erreichten Zielgruppe gekauft wird (also primär die "Superschnäppchen" bei ALDI und Konsorten), soll eine Version der Distribution angeboten werden, die seinen Rechner kennt. Diese Version ließe sich dann völlig "idiotensicher" installieren: DVD rein, zweimal Enter drücken, nach 30 Minuten einloggen. Der Installationsvorgang hätte die "Komplexität" einer Windows-Recovery-CD.

Durch dieses Konzept soll ausdrücklich nicht behauptet werden, dass die Installationsprogramme aktueller Linux-Distributionen schwierig zu bedienen seien. Aber dieser Vorschlag hat nicht nur eine technische, sondern auch eine Marketingkomponente. Die Botschaft Du musst überhaupt nicht nachdenken (sondern nur zweimal Enter drücken) (auch wenn diese Prämisse in der Linux-Welt im allgemeinen nicht gut ankommt) lässt sich eben deutlich besser zum Kundenfang einsetzen als Es ist wirklich ganz, ganz leicht!, denn das liegt natürgemäß im Auge des Betrachters.

Nebenziele, positive Nebeneffekte, weitere Betroffene

Man erreicht damit natürlich nicht die gesamte Zielgruppe, sondern eben nur diejenigen, die einen der unterstützen Rechner besitzen. Aber dafür hat man eine gute Möglichkeit, auf die anderen Besitzer dieser Rechner zuzugehen.

technische Umsetzung — Übersicht

Realisierung

Die Standarddistribution könnte mit einem Mechanismus versehen werden, der das Vorhandensein bestimmter Konfigurationsdateien abfragt (so etwas gibt es in Ansätzen ja bereits). Diese enthielten dann alle nötigen Angaben zur fraglichen Hardware, zur Konfiguration und eine feste Softwareauswahl. Voraussetzung wäre allein, dass noch genügend Platz auf der Festplatte ist. Aber angesichts der heutigen Kapazitäten erscheint das als theoretisches Problem. Abgefragt werden müssten dann nur noch der Benutzername, das Benutzerpasswort und ggf. getrennt davon das root-Passwort.

Bereitstellung der Konfigurationsdaten

Es wäre sinnvoll, einen Mechanismus vorzusehen, der es erlaubte, nur die nötigen Daten auf einem zweiten Datenträger unterzubringen, so dass Interessierte sich diese herunterladen und selber brennen können. Denkbar wäre das Abfragen einer entsprechenden CD, die dann kurzzeitig einzulegen wäre, damit die Konfigurationsdateien für die Installationsroutine kopiert (oder eingelesen) werden können. Das schafft auch der unterdurchschnittlich kompetente Windows-Anwender noch. Hier wäre möglicherweise problematisch, dass der Datenträger mit dem root-Dateisystem entfernt werden müsste, aber es sollte möglich sein, dafür zu sorgen, dass wärend des Einlesens keine Zugriffe darauf erfolgen. Außerdem müsste eine entsprechende Auswahl in einem Menü der normalen Distribution vorgenommen werden, was strenggenommen nicht dem Minimalismusanspruch entspräche, aber natürlich harmlos wäre. Man würde dem Ganzen einen griffigen Namen geben, der dann im ersten Menü des Installationsmediums einen guten Wiedererkennungseffekt hätte. Der Anwender muss es also nur schaffen, EasyInstall auszuwählen; der Rest geht quasi von selbst.

Man bräuchte nicht zwangsläufig eine CD; ein USB-Stick etwa täte es auch. Noch einfacher wäre es, wenn der Anwender die Konfigurationsdaten aus dem Internet herunterlädt (unter Windows), das heruntergeladene Programm startet und dies (ggf. nach der Prüfung, ob das Rechnermodell stimmt) die benötigten Dateien an einem geeigneten Ort im Dateisystem speichert. Da Linux NTFS inzwischen lesen kann, kann sich die Linux-Installationsroutine diese Daten auch von der Windows-Partition holen.

Man könnte das EasyInstall-Bootmenü so gestalten, dass als Kernelparameter die Kennung der Konfigurationsdatei für dieses System eingegeben werden kann. Dann könnte man alle bekannten Konfigurationen (die ja kaum Platz belegen) mit auf das Installationsmedium packen, so dass alle Rechner, deren Modell alt genug ist, ohne weitere Vorbereitungen auf diese Weise installiert werden können. Die Lebenszeit von Rechnern liegt bekanntlich deutlich über der von Linux-Distributionen. Der Anwender müsste dann nur noch die Kennung seines Systems im Internet ermitteln. Und auch das kann man ihm ersparen, indem man eine entsprechende Erkennung anbietet.

angepasster Loader-Kernel und angepasstes Installationsprogramm

Die Alternative wäre, ein kleines CD-Image bereitzustellen, dass lediglich Linux bootet (einen an die fragliche Hardware angepassten und daher sehr kleinen Kernel), den (modifizierten) Installer mit den entsprechenden Konfigurationsdateien startet und sich den Rest der Daten vom Originaldatenträger holt. Ebenfalls idiotensicher, und CDs brennen können auch unbedarfte Windows-Anwender (oder sie kennen jemanden). Sofern der Rechner dies mitmacht, könnte natürlich auch von einem USB-Stick gebootet werden (der noch leichter zu erstellen ist als eine CD). Es wäre sogar möglich (eine Distribution, der Verfasser hat leider vergessen, welche das ist, bietet dieses Verfahren sogar schon für Spezialzwecke an), den modifizierten Installer als Image auf der Windows-Partition abzulegen und im Windows-Bootmenü einzutragen. Das hätte den überschaubaren Nachteil, dass der Anwender Administratorrechte bräuchte, und den großen Vorteil, dass er nicht verstehen muss, was eine BIOS-Bootreihenfolge ist (geschweige denn, sie verändern).

Der Distributor kann natürlich die nächste Version seiner Distribution so anpassen, dass deren Installationsprogramm darauf vorbereitet ist, von einem angepassten Kernel gestartet zu werden, so dass auch kein angepasstes Installationsprogramm mehr gestartet werden müsste (was zumindest das Bootimage verkleinert).

technische Grenzen

Es wäre zu überlegen, ob man sich auf Rechner einlässt, die lediglich mit einer Recovery-CD geliefert werden, die dann auch die schöne Linux-Installation immer platt machte (Supportterror...). Diesem Problem könnte man noch ausweichen, indem man – genügend Platz auf der Platte vorausgesetzt – die Linux-Installation die Windows-Recovery-Funktion übernehmen ließe (was dann aber von der Linux-Installations-CD aus möglich sein sollte), sofern das sinnvoll möglich ist.

Erkennung zusätzlicher Hardware

Es ist möglich, dass an einer solchen, bekannten Konfiguration herumgebaut wurde. Die vorgegebene Konfiguration sollte Linux zunächst nur mit Unterstützung für die bekannte Hardware installieren und auf jede darüber hinausgehende Hardwareerkennung verzichten, um dem "reinschieben – läuft"-Konzept gerecht zu werden. Zu überlegen wäre, inwieweit man vorhandene Mechanismen der automatischen Hardwareerkennung deaktiviert, um nicht das, was man werbewirksam vermeiden möchte, auf den nächsten Bootvorgang zu verschieben. Allerdings sollte der Anwender die Möglichkeit haben, dies leicht nachzuholen. Am besten fragt man ih, wie er es gerne hätte.

distributionsübergreifende Standardisierung

Bei der Entwicklung so einer Technik sollte man darauf achten, allgemeine Informationen von distributionsspezifischen zu trennen. Natürlich stehen die Distributionen im Wettbewerb, aber gerade angesichts der Stückzahlproblematik sollte man seine Möglichkeiten nicht durch die Auflagenproblematik aufreiben, sondern den Aufwand, mit dem eine Konfiguration für ein Rechnermodell an eine andere Distribution angepasst werden kann, minimieren. Das Ziel heißt natürlich Automatisierung.

mögliche Probleme

Reparatur der Installation

Die Funktion, eine bestehende Installation zu reparieren, wird möglicherweise durch diese Technik komplizierter.

Entwicklungskosten

Der Aufwand, diesen Vorschlag technisch umzusetzen, ist wohl kaum höher als der der üblichen Änderungen an der Installationsroutine. Das Tool zur Erstellung der Konfigurationsdaten muss nicht mal hübsch sein (das benutzen ja nur fähige Leute), sondern nur funktionieren.

Investitionsbedarf und variable Kosten

Diese Versionsanpassungen hätten natürlich das Problem relativ geringer Auflagen von vielleicht einigen hundert pro PC-Serie. Der jeweilige Erstellungsaufwand wäre überschaubar, ein Tag Arbeit, wenn man es erst mal gewohnt ist. Andererseits besteht durchaus Grund zu der Annahme, dass durch die rigiden Beschränkungen die Supportkosten geringer ausfielen. Insofern hätte auch ein Distributor vielleicht ein Interesse daran, die Konfiguration für ein Rechnermodell zu erstellen.

Der Grundgedanke ist aber, dass man dieses Tool seiner Nutzergemeine zur Verfügung stellt und die sich dann, ganz im Sinne des open-source-Gedankens, selber darum kümmert.

Marktchancen — Übersicht

vorhandene ähnliche Produkte

keine bekannt

Vorteile der Innovation und ihr Gewicht, Aufwand-Nutzen-Verhältnis

Der Vorteil ist kein geringerer als der, dass jemand Linux installiert, der es sonst nicht gemacht hätte. Der Aufwand zur Nutzung dieser Möglichkeit ist für den Anwender gering.

Nachteile der Innovation

Man erfasst damit naturgemäß nur einen Teil der Rechner.

Portfoliobetrachtung

Ideal ist die Entwicklung so eines Systems für alle, die mit technisch unbedarften Anwendern Geld verdienen: Linuxdistributoren, Verlage mit entsprechenden Zeitschriften. Die Hersteller von PCs möchten üblicherweise ihre Beziehung zu Microsoft nicht gefährden. Aber der eine oder andere mag einen Nutzen darin sehen, manche seiner Systeme mit dem Attribut EasyInstall ready zu versehen. Das kostet ihn nichts oder kaum etwas (Erstellung der Konfiguration), er gerät damit nicht in supporttechnische Verpflichtungen (marketingtechnisch allerdings ein zweischneidiges Schwert) und es klingt vielleicht irgendwie modern, so dass sein Image sich auch bei den Kunden geringfügig verbessert, die nicht in Erwägung ziehen, dieses System zu nutzen.

Zielgruppen

Zielgruppe wären die technisch wenig kompetenten Leute, die man auf absehbare Zeit aus den eingangs genannten Gründen mit "normalen" Linux-Distributionen nicht erreichen wird. Aus diesem Grund erscheinen auch vergleichsweise geringe Stückzahlen und ein vergleichsweise hoher Aufwand akzeptabel, weil jeder Verkauf in dieses Segment den Linux-Markt vergrößert.

Vermarktung

Die spannende Frage ist, wie man die Information über das Produkt an die Kunden bringt. Es besteht wohl berechtigte Hoffnung, dass die Laienpresse dieses neue Produkt aufgreifen und besprechen wird. Wenn zukünftig Sonderangebote von den PC-Purzeln angekündigt werden, könnte man versuchen, den entsprechenden Hinweis in die Meldung zu bekommen: "XYZ hat angekündigt, pünktlich zum Verkaufsstart eine Anpassung seiner Linux-Distribution kostenlos zur Verfügung zu stellen...".

Vertrieb

Folgende Vertriebswege kommen in Frage:

Die Supermärkte (u.ä.) werden wohl nicht kooperieren (wegen der rechtlichen Vereinbarungen mit Microsoft).

Für den Vertrieb per Heft-CD ist relevant, dass eine Loader-CD problemlos mit "normaler" Software versehen werden könnte. Die Bootfähigkeit einer Softwaresammlungs-Heft-CD dürfte selten anderweitig genutzt werden, und Platz würde nicht viel benötigt. Außerdem könnte man sich auch darauf beschränken, neue Konfigurationsdateien auf diesem Weg zu verbreiten. Die kann man zwar auch problemlos runterladen, aber so bekommt der ganze Ansatz mehr Aufmerksamkeit. Die andere Frage ist, welche Zeitschriften ein Interesse daran haben.

Lebensdauer

Solange es technisch unbedarfte Anwender gibt und Rechner (auch "ohne" Betriebssystem) noch nicht komplett fernsteuerbar sind, besteht ein Bedarf an diesem Produkt.

Imitationsrisiko, Barrieren gegenüber (potentiellen) Wettbewerbern

Das kann jeder leicht nachbauen, und das ist auch gut so.

Chancen & Risiken – zusammengefasst

Neben einer gewissen Steigerung der Verkaufszahlen mag man so auch das Image von Linux insgesamt positiv beeinflussen (Dagegen ist ja ein Mac geradezu kompliziert...).

Einwände — Übersicht

Naheliegende oder bereits vorgebrachte Einwände:

Erweiterungen — Übersicht

Änderungen am Dokument — Übersicht

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nichts markieren

1.0 (29.03.2005)

1.0 (04.04.2005)

1.0 (20.06.2005)

1.3 (16.07.2008)