Vorschlag für eine politische Innovation
Version 1.0/4.1, 10.08.2010
Problembewusstsein
Prämissen | Folgen für die einzelnen Komponenten | Nebenziele, positive Nebeneffekte, weitere Betroffene
Anforderungen | Realisierung | Ausdruckfarbe | mögliche Probleme | Investitionsbedarf und variable Kosten
Akzeptanz durch die Standhelfer | Imitationsrisiko
Durch Bereitstellung einer kostengünstigen Vorlage soll die BGS den weit verbreiteten und intensiven Einsatz von Schildern an vor allem Infoständen ermöglichen, um den Kontakt zur Zielgruppe in vielerlei Hinsicht zu verbessern.
Straßenwahlkampf, also vor allem an Infoständen, soll insgesamt effektiv sein. Dir Wirkung so eines Standes besteht aus mehreren beeinflussbaren Komponenten:
Wahrnehmung an sich
Bemerken die Passanten den Stand (und die Standhelfer) überhaupt (rechtzeitig)?
Botschaft
Werden die wesentlichen Botschaften übermittelt? Das kann eine inhaltlich politische Aussage sein, aber genauso der Umstand, dass man überhaupt dort ist und auf diese Weise Bürgernähe herstellt. Letzteres funktioniert natürlich nur dann, wenn die Anwesenheit der Partei nicht selbstverständlich ist, wie sie es etwa im Wahlkampf wäre.
Kontaktaufnahme
Wird der Bürger nur durch die Anwesenheit des Stands beeinflusst, oder gelingt es, einen darüber hinausgehenden Kontakt herzustellen, etwa durch Aushändigen von Infomaterial oder ein Gespräch?
wertende Wahrnehmung
Ein Infostand kann sowohl als Bereicherung als auch als Belästigung (und natürlich alles dazwischen) empfunden werden. Das hängt nicht alleine von der Parteipräferenz des jeweiligen Betrachters ab, sondern auch vom Auftreten der Standhelfer. Man kann sich von seiner eigenen Partei belästigt fühlen und das Auftreten der Konkurrenz vorbildlich finden.
Dieser Aspekt betrifft vermutlich vor allem die generelle Einstellung zur gesellschaftlichen Bedeutung einer Partei. Er wird weniger aus Wählern einer Partei Wähler einer anderen Partei machen, sondern eher aus Wählern Nichtwähler und umgekehrt. Wenn man die Einstellung hatte, dass Parteien sowieso nur an sich selber denken und sich nie um den Bürger scheren, dann aber über einen längeren Zeitraum feststellt, dass eine Partei sich bürgernah engagiert und damit diesem Klischee widerspricht, dann sollte die Neigung, überhaupt wieder wählen zu gehen, steigen. Umgekehrt mag einen das Gefühl beschleichen, durch Wählen das als störend empfundene Verhalten von Parteivertretern auch noch zu belohnen.
Eindruck von den Standhelfern
Grüne sind im allgemeinen keine Krawattenfans, und ein entsprechendes Auftreten wird nicht erwartet. Es hat sich aber gezeigt, dass es vorteilhaft ist, auch sehr ordentlich angezogene Leute am Stand zu haben (die sich dann aber nicht für jede Aktivität eignen). Eine gewisse Bandbreite an Erscheinung abzudecken, erleichtert dem Bürger den Kontakt, weil er sich an denjenigen wenden kann, mit dessen Erscheinung er sich am ehesten identifiziert, und außerdem den Eindruck bekommt, dass die Mitglieder der Partei eine gesunde Mischung darstellen.
Der Verfasser hat den Eindruck, dass an vielen Infoständen nicht die Gesamtwirkung betrachtet (und maximiert) wird, sondern statt dessen einzelne Komponenten, vor allem der der Kontaktaufnahme, der dann auch noch einseitig über die Menge verteilten Materials gemessen wird.
Dieser Vorschlag zielt darauf ab, durch eine Änderung der Botschaftsübermittlung gleich mehrere Parameter positiv zu beeinflussen. Anstatt auf die Passanten zuzugehen und sie anzusprechen, sollte ihnen das Material nur noch hingehalten werden, so dass sie nur noch zugreifen müssen, wenn sie es haben wollen, aber (entsprechend den sozialen Konventionen) nicht "aktiv" werden (d.h. niemanden abwimmeln) müssen, wenn sie es nicht wollen. Damit das funktionieren kann, müssen die Passanten auf andere Weise erfahren, was man ihnen anbietet bzw. wer ihnen da etwas anbietet. Dies soll großformatig schriftlich geschehen. Die Passanten kommen auf einen Infostand (oder sogar auf Aktive ohne Stand) zu und werden über geeignete Schilder mit der jeweiligen Botschaft konfrontiert, die sie auf so große Entfernung lesen können, dass sie genug Zeit haben, sich zu entscheiden, ob sie Material mitnehmen wollen.
Passanten nehmen ihnen angebotenes Material eher mit, wenn sie wissen, worum es geht (denn ansonsten ist es für sie erst mal Müll, den sie entsorgen müssen).
Die meisten Passanten brauchen vier bis fünf Sekunden, um sich zu entscheiden, ob sie ihnen angebotenes Infomaterial mitnehmen wollen. Diese Zeitspanne läuft natürlich erst ab dem Moment, in dem ihnen klar ist, worum es geht.
Auch wenn ein Passant nichts mitnimmt, ist es nützlich, dass er halbwegs genau weiß, was er nicht mitgenommen hat, denn die Tatsache, dass ihm etwas angeboten wurde, bleibt ihm im Gedächtnis. Dass jemand nichts mitnimmt, ist nicht automatisch eine Geringschätzung des Angebots. Die Grünen verteilen dort ihre kostenlose Bezirkszeitung
ist sicherlich eine fürs Image nützlichere Erinnerung als Die Grünen machen da irgendwas
.
Schriftlich lassen sich längere und kompliziertere Aussagen transportieren als mündlich, weil man die Leute auf kurze Distanz anspricht und sie in dieser auch bei Schrittgeschwindigkeit nur sehr kurz verweilen.
Schriftlich lassen sich mehr Leute gleichzeitig ansprechen. Wenn an belebten Orten Gruppen von Menschen auf einen zukommen, kann man kaum alle gleichzeitig ansprechen, ohne marktschreierartig aufzutreten. Aber solange sie einander nicht sichtmäßig im Weg stehen, können viele Leute gleichzeitig die Botschaft auf einem Schild lesen.
Wenn man Passanten nicht zu einer aktiv kommunizierten Entscheidung drängt (indem man sie anspricht), erhöht man die Chance, dass sie es sich anders überlegen, wenn sie schon an einem vorbei sind, und zurückkommen, um sich das Material doch noch mitzunehmen. Es ist von der sozialen Situation her angenehmer, länger für eine Entscheidung gebraucht zu haben, als eine getroffene (und verkündete) Entscheidung nach drei Sekunden zu revidieren.
Wenn ein Passant gerade abgelenkt ist, stehen die Chancen, ihn durch verbale Ansprache zu erreichen, noch schlechter. An Schildern kann man zwar vorbeigucken, aber wenn es hinreichend sowohl wenig als auch großer Text ist, liest man den automatisch; dagegen kann man sich gar nicht wehren.
Wahrnehmung an sich
Ein Standhelfer mit umgehängtem Schild ist natürlich viel leichter und damit früher als Nichtpassant erkennbar und als Parteivertreter identifizierbar. Das gilt vor allem dann, wenn derjenige nicht in "Partei-Uniform" unterwegs ist (quasi zwangsläufig außerhalb der warmen Jahreszeit) und ein paar Meter vom Stand entfernt steht (fast zwangsläufig, wenn viele Helfer am Stand sind).
In der Praxis sieht das dann so aus (auf dem Schild stehen (in groß) kostenlose GRÜNE Bezirkszeitung
und (in klein) für Steglitz-Zehlendorf
). Das ist eine frühere Version des Schilds mit schwarz-weißem Ausdruck und ohne Umhängemöglichkeit:
Botschaft
Man ist flexibler darin, was man aussagt. Das gilt nicht nur für die Länge und Komplexität der Aussage, sondern auch qualitativ. So erscheint es abwegig, die Leute darauf anzusprechen, ob sie Parteimitglied werden wollen. Man kann aber gleichzeitig die Bezirkszeitung verteilen und mit dem Schild die Mitgliedschaft bewerben, wobei man übrigens deutlich weniger verteilt als mit dem Schild, das erklärt, dass man die kostenlose Bezirkszeitung anbietet; vermutlich schreckt der bloße Gedanke an Mitgliedschaft einige Leute ab, als würde man ihnen nicht einfach nur das Material aushändigen, sondern sie gleich in Beschlag nehmen. Allerdings wirbt man mit diesem Schild, wenig verwunderlich, viel mehr Mitglieder am Stand als ohne. Das erscheint dem Verfasser typischerweise als wichtiger als die Verteilung von mehr Zeitungen.
Kontaktaufnahme
Da die Passanten früher verstehen, was man ihnen anbietet, nehmen mehr von ihnen etwas mit.
Ein weiterer Effekt ist, dass vor allem lustige Texte den Passanten einen "Vorwand" liefern, einfach mal irgendwas zu den Standhelfern zu sagen, einen Kommentar zu der Schildaussage. Auch wenn sich daraus (wie zumeist) kein Gespräch entwickelt, darf man doch annehmen, dass die emotionale Wirkung der Standpräsenz auf denjenigen dadurch, dass er etwas sagt, deutlich größer ist. Er wird den Stand besser in Erinnerung behalten.
wertende Wahrnehmung
Wenn ein Passant (vor allem einer, der nichts mitnimmt – wie die meisten) einen präziseren Eindruck davon hat, was die Partei an dem Infostand eigentlich macht (Sie hat eine eigene Bezirkszeitung und verteile diese kostenlos
, Sie will nicht nur Wähler gewinnen, sondern auch Mitglieder
, Der Stand ist regelmäßig hier
im Gegensatz zu Die Grünen machen hier irgendwas
), fällt es ihm leichter, diese Straßenpräsenz positiv zu bewerten. Dass ein (potentieller) Anhänger von uns einen Infostand auf Grund dieser Kenntnis schlechter bewertet, ist nicht zu erwarten; und wenn das doch passieren sollte, dann liegt das Problem nicht in der verbesserten Wahrnehmung.
Eindruck von den Standhelfern
Zurückhaltende Menschen werden im allgemeinen als angenehmer empfunden als aufdringliche. Das gilt um so mehr, da die Passanten nicht den Stand ansteuern und die Standhelfer deshalb voraussetzen dürften, dass eine Kontaktaufnahme erwünscht ist. Der Passant hat eine Reihe positiver Eindrücke:
Er wird unaufdringlich informiert, und das rechtzeitig und verständlich.
Sein Aufwand, bei Interesse etwas mitzunehmen, wird minimiert. Er muss nur zugreifen.
Er muss in keiner Weise (weder verbal noch physisch) aktiv werden, wenn er nichts will.
Er sollte den Eindruck haben, dass Infostände genau so aussehen sollten: ein bequemes, nicht aufdringliches Angebot. Er sollte den Gedanken, jeden Tag an so einem Stand vorbeizukommen, nicht anstrengend finden.
Leute anzusprechen ist nicht jedermanns Sache. Wenn man zur hundertfachen Ansprache die Alternative eines passiven und dennoch effektiven Auftretens bietet, sollte man dadurch den Kreis der potentiellen Standhelfer vergrößern. Jenseits von Schüchternheit kann man sich leicht ein bisschen bescheuert vorkommen, wenn man vielhundertfach hintereinander dasselbe sagt.
An vielen Standorten erreicht man manche Gruppen verbal gar nicht, vor allem Rad- und Auto(mit)fahrer sowie Busfahrgäste. Auf ein Schild schauen die aber fast alle.
Die offensictliche Tatsache, dass man anders Auftritt, als die Leute es gewohnt sind, wird schon positiv bewertet. Keine politische Leistung im eigentlichen Sinn, aber die Leute merken, dass wir es besser machen als die anderen.
Auch für andere Zwecke sind ansehnliche Schilder sinnvoll (Standbeschriftung, Schaufenster). Große Schilder komplett in Farbe zu drucken, ist eine kostspielige Angelegenheit. Eine große und dennoch kostengünstige Vorlage, die durch einen kleinen (entsprechend billigeren) Ausdruck ergänzt wird, ist deshalb generell nützlich.
Speziell für Demos mag das ein nützliches Hilfsmittel sein. Wenn (fast) jeder ein eigenes Schild hat und die Schilder viele unterschiedliche Texte haben, dann wirkt das besser als einige wenige Transparente. Zumal man dann auch Gags der Art produzieren kann, dass auf Kommando alle, die denselben Text haben, ihr Schild hoch halten. Das wären sicher lustige Fernsehbilder. Wenn man auf jedem Schild nur ein Wort unterbringt, kann man aus Reihen von Demonstranten Sätze bauen.
So ein Schild lässt sich einerseits irgendwo am Stand aufstellen andererseits von den Standhelfern tragen. Für beides gibt es Anwendungsfälle. Wenn jemand Material verteilt, wird ihm ein Schild am Stand, das erklärt, was dort verteilt wird, wenig helfen, weil die Passanten typischerweise auf den Standhelfer schauen und nicht auf den Stand. Genügend Zeit, um sich alles in Ruhe anzusehen und dann noch zu erkennen, dass das Schild am Stand sich auf den Helfer bezieht, haben sie typischerweise nicht.
Größe
Das Schild muss einerseits groß genug sein, um auf ausreichende Entfernung gut lesbar zu sein, und andererseits klein genug, um angenehm zu tragen zu sein und an kleinen Standhelfern nicht albern auszusehen.
Flexibilität
Das Schild sollte kostengünstig mit unterschiedlichen Texten bestückbar sein. Entweder mit auswechselbaren Texten, oder das Schild ist so günstig, dass man einzelne Exemplare fest mit Text versehen kann.
Haltbarkeit
Das Schild muss entweder wetterbeständig sein oder aber so günstig, dass es bei Beschädigung einfach entsorgt und ersetzt werden kann.
Der Ansatz ist ein grüner Hintergrund etwa im A2-Format (ca. 42 cm × 60 cm) mit dem Parteilogo in der oberen rechten Ecke. Auf diesem Hintergrund kann eine A3-Klarsichthülle angebracht werden, so dass das Schild leicht mit unterschiedlichen Textausdrucken (die man sogar gleichzeitig in der Klarsichthülle lagern kann) versehen werden kann.
Der Verfasser hat sich einen solchen Ausdruck laminieren lassen. Das kostet etwa 25 € und ist daher nicht massentauglich. Die Massenprodukt-Alternative sieht so aus, das Motiv einfach als (kleines) Plakat drucken zu lassen. Das Plakat kostet dann weniger als einen Euro und muss deshalb nicht wetterfest sein. Nach ein paar Wochen oder Monaten kann man es einfach ersetzen. Solche Plakate ließen sich notfalls auch groß mit einem Edding beschreiben und sähen dann immer noch gut aus. Ein Kompromiss aus beiden Varianten wäre, ein Plakat auf Karton zu befestigen und dann beides mit Klebefolie einzuschlagen. Das könnten die Verwender je nach Einsatzzweck individuell entscheiden.
Stabilität bekommt das Schild durch einen Karton, den man sich für Stückzahlen sicherlich in der gewünschten Größe liefern lassen kann. Für Einzelmodelle sollte man den Karton auf jeden Fall in Klebefolie einschlagen, um ihn wetterfest zu machen, wenn man keine Lust hat, ihn des öfteren auszutauschen. Ein Problem ist, dass Karton sich zusammenzieht, wenn er nass wird (Nieselregen reicht); danach hat man ein krummes Schild. Bei der Massenversion kann man das Plakat einfach schnell auf den Karton tackern. Wenn man keinen Tacker hat, kann man es auch kleben.
Es hat sich als unpraktisch erwiesen, so ein Schild zu halten (erst recht ein nicht wasserfestes, weil das durch die Kombination aus Schweiß und Druck permanent beschädigt wird und durch seine Rauigkeit im Lauf der Zeit zudem die Haut angreift). Praktikabel ist nur, es sich umzuhängen. Dafür muss man den Karton nur lochen (bei der Einzelversion mit laminiertem Aufdruck nicht das Laminat lochen, sondern den Karton so groß wählen, dass er weit genug übersteht), dann kann man ihn an Schlüsselbänder hängen. Ein in Folie eingeschlagener Karton ist ziemlich belastbar, normaler Karton neigt dazu, irgendwann durchzureißen (jedenfalls bei dünnen Haken). Diesem Problem kann man vermutlich begegnen, indem man die zu lochende Stelle vorher mit Klebeband versieht oder indem man das Loch mit einer Öse stabilisiert. Das Loch sollte auf Grund dieses Problems weit genug im Material gemacht werden. Bei der Massenvariante bietet es sich an, die Plakate mit unauffälligen Markierungen für die Löcher zu versehen.
Für die Bestückung der Klarsichthülle kommen zwei jeweils unterschiedlich teure und ansehnliche Varianten in Frage. Die Billiglösung ist, einfach ganz normal Schwarz auf weißem Papier zu drucken. Das ist im A3-Format nicht mit nennenswerten Kosten verbunden. Wenn man nicht in A3 drucken kann, kann man einen A4-Ausdruck im Copyshop für den Preis zweier A4-Kopien auf A3 groß kopieren. Dass man ein richtiges Plakat nicht in grün-weiß-schwarz, sondern nur mit weißer Schrift auf grün drucken würde, ist dem Betrachter unmittelbar klar. Diese Variante hat aber auch Vorteile:
Sie ist wegen des maximalen Kontrasts auf die größte Entfernung lesbar.
Man kann wegen der vernachlässigbaren Kosten in vielen Varianten Texte produzieren (etwa, um zu ermitteln, welche am besten funktionieren).
Man kann fast überall und sofort in A3 drucken, kann also schnell reagieren. Ein guter Gründruck ist eventuell nicht schnell genug zu bekommen.
Man hat nicht das Problem, dass das Hintergrundgrün des Textausdrucks auf Grund eines anderen Druckers und der Klarsichthülle nicht exakt das Grün des Plakathintergrunds ist.
Für die elegantere Variante weißer Schrift auf grünem Grund sieht man sich mit dem Problem konfrontiert, dass Laserdrucker (inklusive professioneller Kopiergeräte) unser Parteigrün nicht drucken können, jedenfalls ist dem Verfasser noch kein solches Gerät begegnet. Ein stark abweichendes Grün wäre so peinlich, dass man dann lieber gleich bei der billigen Schwarz-Weiß-Variante bleibt. Ein gutes Ergebnis erfordert einen Plotter mit entsprechendem Farbvorrat. In dem Copyshop der Verfassers läuft das auf 7,50 € pro A3-Ausdruck hinaus. Das kommt also nur für Texte in Frage, die eine Weile Bestand haben (oder zu entsprechend wichtigen Zwecken eingesetzt werden).
Im normalen Schreibwarenhandel bekommt man keine A3-Klarsichthüllen. Deshalb (und aus Kostengründen) bietet es sich an, diese zusammen mit den Plakaten und Kartons zur Verfügung zu stellen. Allerdings sind die Klarsichthüllen beständiger als Kartons und Plakate, so dass sie nicht in gleicher Menge geliefert werden müssten. Als weitere mitzuliefernde Komponente bieten sich die Ösen für die Löcher an. Einerseits kosten die fast nichts, andererseits wird sich fast niemand die Mühe machen, sich so etwas zu besorgen. Der Verschleiß durch abreißende Schlüsselbänder ist höher als der durch schlechtes Wetter.
Regen zieht sich leicht in die Klarsichthülle und ramponiert da die wertvollen Ausdrucke. Das lässt sich leicht verhindern, indem man einen Streifen Klebeband über die ganze offene Seite zieht. Auf laminiertem Hintergrund ist das unproblematisch; ein Plakat würde wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Abziehen beschädigt, deshalb sollte man bei Plakaten zwei Klebestreifen verwenden: Einen neben der Klarsichthülle, der als belastbarer Untergrund dient, und einen, den man über die Hülle und den ersten Streifen klebt, von dem man ihn problemlos abziehen kann.
Man wird meistens weniger Material verteilen, wenn man es schildunterstützt nur passiv anbietet, als wenn man auf die Leute zugeht und es ihnen "aufnötigt". Die spannende Frage ist aber, welche Größe man optimieren will. Ist das nur die Menge weggegebenen Materials? Das Ziel ist doch wohl selbst in diesem Punkt nicht allein, dass jemand etwas mitnimmt, sondern dass er es auch liest. Ansonsten können wir es auch selber dem Altpapier zuführen.
Der Verfasser vertritt folgenden Standpunkt: Wenn ein Passant genug Zeit hat, sich zu überlegen, ob er die Bezirkszeitung haben will, und nur noch zugreifen muss, weil man sie ihm freundlich, aber ohne Nachdruck hinhält, sie aber trotzdem nicht nimmt, dann gewinnt die Partei nichts, wenn man mit forschem Auftreten dafür sorgt, dass er sie doch nimmt. Die Wahrscheinlichkeit, dass er der Zeitung Interesse entgegenbringt, ist gering, denn dann hätte er sie von selbst genommen. Auf der anderen Seite ist die Wahrscheinlichkeit, dass er sich belästigt fühlt, nicht vernachlässigbar. Durch aktives Verteilen bringt man womöglich sogar die eigenen Wähler gegen sich auf, denn auch die haben nicht automatisch Interesse an unserem Material.
Für eine Testauflage im unteren dreistelligen Bereich müsste man lediglich einige hundert Euro investieren. Die Klarsichthüllen, Ausdrucke und Schlüsselbänder sind langlebig. Ersetzt werden müssten nur die billigen Plakate und Kartons.
Wenn man als Erfolg des Anbietens so eines Produkts den Umfang ansieht, in dem es verwendet wird, dann muss man bedenken, dass für diesen Umfang nicht allein der objektive Nutzen ausschlaggebend ist. Nicht jeder fühlt sich wohl dabei, mit so einem Schild um den Hals herumzulaufen, deshalb sollte man auch keinen Standhelfer diesbezüglich unter Druck setzen, etwa mit dem Hinweis, dass er ohne Schild weniger effektiv ist.
Der Verfasser hat die Erfahrung gemacht, dass die meisten Aktiven, die so ein Schild abseits eines Stands sehen, ablehnend reagieren. Mit so etwas würden sie nie herumlaufen. Die regelmäßigen Helfer am Infostand des Verfassers verwenden inzwischen alle das Schild, auch wenn sie zum Teil nicht damit angefangen haben. Wenn man die Wirkung bei anderen Standhelfern nur lange genug beobachtet, ist man leicht zu überzeugen.
Die Bereitschaft, so ein Schild zu nutzen, ist vermutlich auch dann höher, wenn man den verwendeten Ausdruck selber festlegen kann.
Natürlich können andere Parteien diese Vorgehensweise kopieren, allerdings ist das erst zu erwarten, nachdem sie durch uns breite Verwendung erfahren hat. Und dann brächte eine Nachahmung das Risiko mit sich, dass dies als Kopie grüner Straßenpräsenz erkannt würde. Und welche Partei sieht sich schon gern als Kopie einer anderen?
Wahrscheinlicher ist, dass kommerzielle Werber diesen Ansatz aufgreifen. Die haben beim Verteilen von Flyern nämlich dasselbe Problem. Sollte das passieren, würde die Partei dadurch noch zum Vorbild geadelt und aufgewertet. Seit wann macht die Politik in den Augen der Bürger etwas besser als die freie Wirtschaft?
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