flexibles Bezahlen per Telefonrechnung

Version 1.0/1.2, 08.07.2004

Hauke Laging, Grazer Platz 22, 12157 Berlin, Tel.: 030/32603660, mobil: 0172/7630883, E-Mail: hauke@laging.de
Student des Wirtschaftsingenieurwesens und Mitarbeiter des Lehrstuhls für Technologie- und Innovationsmanagement an der Technischen Universität Berlin.

Übersicht


Zusammenfassung - Übersicht

Wir schlagen vor, eine neue allgemeine Bezahlmethode einzurichten, die die Abrechnung beliebiger Beträge über die Telefonrechnung erlaubt und den Netzbetreiber prozentual beteiligt, so wie bei EC- (und vermutlich auch Kredit-)Karten.

Die Vorzüge für die Kunden des Netzbetreibers – Anbieter und deren Kunden – wären höhere Bequemlichkeit, Sicherheit (bezüglich sowohl Missbrauch als auch Zahlungsausfall), Liquidität, kürzere Bezahlungsfristen und niedrigere Kosten.

Die Vorzüge für den Netzbetreiber wären die gut beherrschbare Implementierung, die dauerhaft sichere Marktposition, die Langlebigkeit des Dienstes und vor allem die gigantischen Umsätze (Provision auf Umsätze im Milliardenbereich), die damit erzielt werden könnten. Problematisch wäre lediglich die Überwindung einer kritischen Masse an Nutzern. Das Wettbewerbsrisiko wäre auch langfristig gering.

Ausgangslage – das Problem des Kunden - Übersicht

Wenn man heute irgendwas bestellt und nicht das Glück hat, per Rechnung bezahlen zu können, bleiben einem neben eher exotischen Zahlungsmethoden nur Vorkasse, Zahlung bei Lieferung (z.B. Nachnahme) und Kreditkarten. Alle Methoden haben ihre Nachteile:

Aus Lieferantensicht stellt sich das ähnlich dar:

Wenn man heute etwas per Telefonrechnung bezahlen will, steht man vor dem Problem, nur zeitabhängig oder feste Beträge durch Anrufe auslösen zu können, nicht aber beliebige. Hinzu kommt, dass 0190-/0900-Nummern imagemäßig völlig verbrannt sind.

Ziel - Übersicht

Beiden Seiten soll ein System geboten werden, das die Ansprüche an Sicherheit (sowohl gegen Missbrauch als auch bei der Bonität), Bequemlichkeit und Zahlungszeiträume (Liquidität der Anbieter) in höchstem Maß erfüllt und dabei gegenüber der bisherigen Handhabung auch noch Kostenvorteile aufweist.

technische Umsetzung Übersicht

Anbieter und Kunden sollen die Möglichkeit bekommen, sich bei ihrer Telefongesellschaft zu registrieren. Wenn ein Kunde, der das System nutzt, bei einem ebensolchen Anbieter etwas bestellt, dann könnte der Anbieter den Betrag, eine für seine Buchhaltung relevante Kennung und die ID des betroffenen Telefonats (denn das können typischerweise mehrere gleichzeitig sein) an die Telefongesellschaft übermitteln. Diese Übermittlung ließe sich technisch sehr einfach handhaben. Das Gespräch würde dann unterbrochen, und der Computer des Netzbetreibers würde den Anrufer fragen, ob der den abgegebenen Betrag an den fraglichen Anbieter zahlen will. Falls gewünscht, würde das Gespräch anschließend fortgesetzt, der Zahlvorgang könnte aber auch am Ende des Gesprächs stehen, so dass der Angerufene nicht untätig auf das Ende des Vorgangs warten müsste. In jedem Fall bekäme der Angerufene eine Mitteilung über den Erfolg oder Misserfolg (Zustimmung verweigert, Kreditlinie überschritten) der Aktion.

Für kleine Anbieter mit nur wenigen Telefonen wäre ein Gerät denkbar, das zwischen Telefon und Netz geschaltet wird, ein Eingabefeld und ein Display hat. Darüber könnte auf simpelste Weise der gewünschte Betrag eingegeben werden. Dieses Gerät könnte dann noch einen USB-Anschluss o.ä. bekommen, so dass für jeden Vorgang über einen normalen PC eine Bestätigung ausgedruckt werden kann und die Daten auf einfache Weise (z.B. Excel-Tabelle, XML) digital verfügbar gemacht werden. Damit wäre die Nutzung für Anbieter besonders attraktiv, da simpel und kostengünstig (in Anschaffung und Implementierung). Solche Geräte könnten von beliebigen Anbietern am Markt angeboten werden

Für Callcenter gäbe es eine IT-Lösung, so dass das System arbeitsminimierend die Beträge aus dem IT-System des Anbieters bekäme und dieses auch gleich den Erfolg oder Misserfolg der Aktion übermittelt bekäme.

mögliche Probleme

Missbrauch verhindern

Die größte technische Herausforderung liegt darin, Missbrauch zu verhindern. Es wäre möglich, dass ein Angerufener den Vorgang nicht auslöst, sondern statt dessen den Sprachdialog mit dem Netzbetreiber imitiert und so in die Lage versetzt wird, anstelle des Anrufers anderswo mit diesem System zu bezahlen.

Dieses Problem lässt sich auf unterschiedliche Arten handhaben:

Identifizierung des Anrufs

Fraglich ist, ob es möglich ist, einzelne Anrufe an einem Mehrgeräteanschluss zu identifizieren, also ob der Angerufene dem Netzbetreiber auf einfache Weise mitteilen kann, welches der gerade laufenden 50 Gespräche er meint. Vermutlich ist das unproblematisch, diese Frage ist aber nur mit technischen Detailkenntnissen zu beantworten.

Unsicherheit des Entwicklungserfolgs, Entwicklungskosten und -dauer, Investitionsbedarf

Die nötige Technik ist nicht sehr anspruchsvoll bzw. bereits vorhanden und müsste nicht erst entwickelt werden. Der größte Aufwand läge in der Integration des Dienstes ins Netz, weil alle Vermittlungsstellen darauf umgestellt werden müssten.

Für die Anbieter müsste sowohl ein entsprechendes Bediengerät als auch ein API zur Verfügung gestellt werden. Da die übermittelten Daten (Betrag und ID) und die ausgelösten Aktionen (Bezahlung auslösen, Gespräch anschließend beenden oder fortsetzen) einfachster Natur sind, ist hier nicht mit Hindernissen zu rechnen. Das wäre eher eine Frage von Tagen als von Wochen.

Kosten

In der technischen Abwicklung entstünden neben den Investitionen für die Einführung der Technik keine nennenswerten Kosten. Als laufende Kosten kämen aber die bei Finanztransaktionen unvermeidlichen Kosten durch die Behandlung der Problemfälle hinzu. Da das System sehr sicher wäre, müssten diese sich aber in Grenzen halten. Das Risiko von Zahlungsausfällen ließe sich durch geeignete Limitsetzung pro Kunde wirksam begrenzen.

Marktchancen - Übersicht

Zielgruppen, Preisspanne, Umsatz, Deckungsbeitrag

Interessant wird diese Idee durch die gigantische Zielgruppe, die alle umfasst, die irgendwann mal etwas bestellen. Mit diesem System könnte man folgende Märkte ansprechen:

Es ist denkbar, dass – in begrenztem Umfang – durch diese neue Abrechnungsmöglichkeit eine ganz neue Gruppe von Anbietern am Markt auftritt, nämlich Anbieter von Dienstleistungen, die sich bisher kaum praktikabel abwickeln lassen, etwa weil nur ein kleiner Teil der Zielgruppe über Kreditkarten verfügt (Minderjährige), die Beträge für Rechnungsstellung zu niedrig sind und Vorkasse der Vermarktung im Weg steht.

Problematisch bei der Akquise von Anbietern ist möglicherweise, dass das System zwar Vorteile gegenüber der Kreditkartennutzung bietet, diese aber nicht sofort (sondern allenfalls mittel- bis langfristig) ersetzen kann, so dass zunächst einmal Mehrkosten entstehen.

Der Netzbetreiber würde vermutlich analog zum EC-System eine Provision in Prozent vom Umsatz kassieren. Angesichts der Umsätze, die mit diesem System bezahlt werden könnten, läge der berechnete Umsatz des Netzbetreibers langfristig wohl im hohen Millionenbereich.

zeitliche Entwicklung

Der Sicherheitsvorteil gegenüber Kreditkarten wird langfristig sicher wegfallen, wenn der Einsatz digitaler Signaturen selbstverständlich geworden ist. Bis dahin werden aber noch einige Jahre vergehen, weniger aus technischen als vielmehr aus Bequemlichkeitsgründen. Wer verfügt heute schon über eine solche Signatur? In der Zwischenzeit planen die Kreditkartenfirmen andere Schutzmaßnahmen, die einfacher umzusetzen sind.

Die für Anbieter und Kunden bequemste und billigste Zahlungsmethode würde das vorgeschlagene System aber auch langfristig bleiben. Wie sich die Marktanteile entwickelten, lässt sich natürlich schwer sagen, aber wegen der Vorzüge des Systems hätte es auf absehbare Zeit Bestand.

Vermarktung

Die Vermarktung hätte das Problem der kritischen Masse zu lösen. Man müsste möglichst viele Leute dazu bringen, sich in dem System zu registrieren (Endkunden), damit sich die Unterstützung für die Anbieter lohnte. Sozusagen ein klassisches Henne-Ei-Problem. Da die Registrierung aber kostenlos wäre genauso wie die Nutzungsmöglichkeit später, wäre es kein Problem, über einige Wochen und Monate zunächst Registrierungen zu sammeln, bevor man das System aktiv bei den Anbietern bewirbt. Denkbar wäre auch, besonders attraktive Angebote zu bewerben, die nur auf diesem Weg bestellt werden können.

Die Vermarktung stellt sich hier als qualitativ ungewöhnliches Problem dar, weil es drei Beteiligte gibt und der Dienstanbieter nur zwischen den anderen beiden vermittelte. Dementsprechend muss auf beiden anderen Seiten für die nötige Akzeptanz gesorgt werden, wobei die auf Anbieterseite automatisch käme, jedenfalls in einigen Segmenten.

Analog zu den Kreditkarten- und Internetzahlungsfirmen würde man ein Logo entwickeln, mit dem Anbieter ihre Unterstützung des Systems signalisieren könnten. Dies schüfe die nötige Präsenz in der Wahrnehmung der noch nicht registrierten Kunden, um langfristig den Nutzeranteil auf ein sehr hohes Niveau zu bringen.

Da dies ein „passiver Dienst“ wäre, hätte man nicht mit „Karteileichen“ zu kämpfen. Wer sich einmal registriert hat, stünde von da an uneingeschränkt als Nutzer zur Verfügung, er würde ja von den Anbietern immer darauf angesprochen. Die einzige Auswirkung von „Karteileichen“ wäre, dass sie die Anbieter, die sie nutzen, nicht gezielt nach der Unterstützung dieses Dienstes auswählten.

Es wäre denkbar, die bereits etablierte Marke T-Pay für diesen Dienst zu übernehmen, ggf. durch einen spezialisierenden Zusatz der Art T-Pay Phone (und analog T-Pay Net).

Anbieterliquidität

Da der Netzbetreiber die so freigegebenen Bezahlungen – im Rahmen seiner eigenen Bonitätsbewertung seines Kunden – sicher eintreiben könnte, wäre er in der Lage, die so erzielten Umsätze den Anbieter vorzeitig zukommen zu lassen. Die reguläre Übermittlung der Umsätze erfolgte ja erst nach deren Eingang beim Netzbetreiber – nach der nächsten Telefonrechnung. Natürlich würde man sich diesen Zinsverlust bezahlen lassen, so dass es gute Gründe für einen Anbieter geben müsste, sich das Geld nicht einfach von seiner Bank zu besorgen. Der gute Grund ist der, dass die Banken vielen Firmen keine (zusätzlichen) Kredite zugestehen, zumindest nicht zu annehmbaren Konditionen. Da der Netzbetreiber aber eine Verbindlichkeit gegenüber dem Anbieter hat, wäre eine Vorauszahlung kein Kredit im eigentlichen Sinne und damit kein Ausfallrisiko verbunden. Für die Banken gilt dies nicht. Alternativ wäre denkbar, dass der Netzbetreiber den Banken den aktuellen Saldo des Kontos des jeweiligen Kunden permanent mitteilt. Die Bank könnte dann risikolos die Kreditlinie des Kunden um diesen Betrag erhöhen, woran sie per se ein Interesse hat. Der Anbieter wäre bereit, für die hinzugewonnene Liquidität zu zahlen, etwa eine (erhöhte) monatliche Grundgebühr. Diesen Service werden Kreditkartenfirmen nicht bieten, da sie nicht mit derselben Sicherheit wissen, ob die Forderungen auch eingetrieben werden können (vor dem Hintergrund des Missbrauchs von Kreditkarten).

Vertrieb

Relevant für den Vertriebsaspekt wäre, dass nicht nur Dienste verkauft würden, die sich in Software ohne Interaktion mit dem Kunden einrichten ließen, sondern auch Hardware, nämlich für die kleinen Firmen, für die eine reine IT-Lösung nicht in Frage käme.

Registrierung der Endkunden

Zu klären wäre, wie die Endkunden sowohl hinreichend sicher als auch ohne großen organisatorischen Aufwand registriert werden könnten. Denkbar wäre eine voraussetzungslose Registrierung per Sprachmenü, die erst durch schriftliche Bestätigung wirksam wird. Dies wäre aber nur beim Anschlussinhaber möglich, da nur von diesem eine Unterschrift bereits vorliegt. Generell ist das haushaltsinterne Missbrauchsrisiko sicher überschaubar, zumal das Limit für weitere Nutzer entsprechend niedrig gesetzt werden könnte. Die Bestätigungen der Mitbenutzer müsste der Anschlussinhaber mit unterschreiben. Alternativ könnte die Registrierung/Bestätigung in den Verkaufsräumen des Netzbetreibers vorgenommen werden. Dies ginge schnell, da nur das (zugesandte) Bestätigungsformular nach Vorlage des Personalausweises o.ä. unterschrieben werden müsste.

Zu überlegen wäre auch, ob man im Sinne der Unabhängigkeit vom Anschlussinhaber Mitbenutzern die Möglichkeit einräumt, selber ein Vertragsverhältnis mit dem Netzbetreiber einzugehen, das nur der Abrechnung der entsprechenden Transaktionen dient.

Kooperation mit Wettbewerbern

Dieses System wäre weniger ein neues Produkt eines einzelnen Anbieters als ein Stück neuer Geschäftskultur. Als solches bliebe es nicht auf Deutschland beschränkt, und der Markt hätte kein Interesse daran, sich auf einen Anbieter festzulegen, in der Weise, dass Anrufer und Anbieter beim selben Netzbetreiber sein müssen. Es müsste also für entsprechende Interoperabilität gesorgt werden, was technisch aber unproblematisch sein dürfte und auch nicht von Beginn an zur Verfügung stehen müsste, sondern lediglich verbindlich und konkret angekündigt werden sollte.

Die Kooperation mit den Wettbewerbern wäre aber kein Problem, da sich die Umsätze entsprechend der Marktanteile der Teilnehmernetzbetreiber aufteilten. Eine Kooperation wäre der Umsätze sogar förderlich, da sich im Bewusstsein der Unabhängigkeit mehr Anbieter und Kunden darauf einließen (bzw. früher).

Imitationsrisiko

Das System könnte nicht im konkurrierenden Sinne imitiert werden, da es auf dem Zugriff aufs Telefonnetz und der Kundenbeziehung zu den Nutzern basiert. Telefontypisch droht aber ein attraktives Konkurrenzangebot von den Mobilfunkanbietern. Diese hätten den Vorteil, dass sie das System auch für Zahlungen unterwegs anbieten könnten. Allerdings begäben sie sich da in Konkurrenz zur EC-Karte, und wer würde schon Bestellungen bei der heutigen Tarifstruktur (die sich natürlich weiterentwickelt) von einem Mobiltelefon aus tätigen?

Unverträglichkeiten mit bestehenden Angeboten

Da es hier um eine reine Finanzdienstleistung geht, wäre die Preisspanne stark begrenzt, auf wenige Prozent vom Umsatz. Damit läge sie aber sehr weit unter der der Premium-Rate-Dienste. Heutige Anbieter solcher Dienste könnten versuchen, auf das neue Bezahlsystem auszuweichen, um so ihren Anteil am Umsatz mit dem Kunden zu erhöhen. Dies wäre nicht unproblematisch, da das Abrechnen nach Zeit mit dem genannten System relativ schwierig ist, also insbesondere im voraus erfolgen müsste, aber wenn es um Geld geht, werden die Leute erfinderisch. Beschränken ließe sich die potentielle Kannibalisierung des vorhandenen Angebots dadurch, dass nur ein Bezahlvorgang pro Telefonat ausgelöst werden könnte. Es wäre zu prüfen, ob – was wir vermuten – „normale“ Anbieter dadurch nicht benachteiligt würden.

Da Internetbezahldienste durch den vorgeschlagenen Dienst substituiert werden könnten, wäre mit Einbußen bei Paypal zu rechnen, die aber insgesamt kein Verlust, sondern nur eine Verschiebung wären.

Imageeffekte

Zu erwarten wäre,

SWOT

Stärken

Schwächen

Chancen

Risiken

Pro-und-Contra-Abwägung

Einem gigantischen Potential steht das einzige ernst zu nehmende Problem der kritischen Masse an Nutzern entgegen, das sich – kurzfristig disponierbar – durch entsprechenden Marketingeinsatz wirksam adressieren ließe und außerdem durch eine Anlaufphase entschärft werden könnte. Deshalb sollte der Vorschlag auf jeden Fall realisiert werden.

Quellen - Übersicht

Erweiterungen – Übersicht

Die Kenntnis des Bestellverhaltens der (in diesem Fall sogar individualisierten) Kunden wäre marketingtechnisch nutzbar. Schon ohne das Bestellverhalten käme die freiwillige und massenhafte Individualisierung der Kunden dem strategischen Interesse des Netzbetreibers entgegen.


Änderungen am Dokument - Übersicht

1.1