Produktidee: externer Sonnenschutz für den smart

Version 1.2, 24.08.2004

Hauke Laging, Grazer Platz 22, 12157 Berlin, Tel.: 030/32603660, mobil: 0172/7630883, E-Mail: hauke@laging.de

Problemstellung

In, wie mir scheint, weitaus stärkerer Weise als viele andere Fahrzeuge wird der smart, an heißen Tagen in der prallen Sonne geparkt, schnell unbrauchbar. Das Auto heizt sich dermaßen auf, dass man kaum noch auf den Sitzen Platz nehmen kann, die Luft Saunaqualitäten hat und man das Lenkrad keinesfalls mehr anfassen kann. Vor allem bringt es nichts, dass das Auto nach 15 Sekunden komplett durchgelüftet ist - weil der "Toaster-Effekt" dafür sorgt, dass auch die frische Luft binnen kürzester Zeit die alte Wageninnentemperatur annimmt.

Der Effekt ist deshalb schlimmer als bei anderen Fahrzeugen, weil das Dach aus Glas ist. Es wird also kaum Sonnenstrahlung vom Dach reflektiert. Viel wird vom Dach wegen seiner Dunkelfärbung direkt absorbiert, der Rest heizt den Innenraum. Obendrein gibt es – natürlich – anders als bei normalen Autos keinerlei Isolierung zwischen Dach und Innenraum.

Die Klimaanlage meines smart ist für die Luftentfeuchtung im Regen ganz gut geeignet - von derartigen Härtefällen aber ist sie völlig überfordert. Meines Erachtens ist der beste Ansatz, zu verhindern, dass der smart überhaupt zum Backofen wird.

Lösungsansatz

Im Grundsatz ist die Idee ganz einfach, und ich nehme auch nicht für mich in Anspruch, dass sie revolutionär neu ist; innovativer dürfte da schon die Implementation sein. Man darf einfach nicht mehr zulassen, dass das Auto vollständig einer immensen Sonnenbestrahlung ausgesetzt ist – im Schatten parken. Eigentlich ganz leicht. Nun kann man bisher aber leider den Schatten nicht zu den freien Parkplätzen mitnehmen.

ein zweites Dach

Ich denke, dass sich das Aufheizproblem im wesentlichen komplett lösen ließe, wenn über dem Dach des smart während des Parkens eine lichtundurchlässige Schicht montiert würde. Mir schwebt dafür eine dünne, weiße Kunststoffplatte vor, die sich zweimal aufklappen ließe, so dass sie am Ende ein Ausmaß von vielleicht 150cm*100cm hätte. Im Format 75cm*50cm müsste sie sich ganz gut hinter einem Sitz verstauen lassen.

Da ein nicht überstehendes Zusatzdach gegen seitlich einfallende Strahlung wenig ausrichten kann, könnte an den Außenkanten noch etwas Stoff befestigt werden, der dann - eventuell aufliegend - herunterhinge und so auch die Autoseite zum Teil schützte. Aber auch ohne den Stoff wäre der Effekt wohl ausreichend, wenn immerhin 2/3 des Innenraums im Schatten lägen. Der Rest heizte sich zwar auf, aber diese Wärme könnte sich im relativ kühlen Innenraum verteilen, über die schattigen 2/3 abgestrahlt und von der Umgebungsluft abgeführt werden. Die Umgebungsluft wäre zwar auch warm, aber wenigstens heizte sich der smart nicht mehr messbar über ihre Temperatur auf. Die Schattigen Teile des Autos hätten ja zwangsläufig höchstens die Außentemperatur.

Ausbaumöglichkeiten

Möglicherweise wäre es praktikabel, das Zusatzdach, wenn es sich denn schon nicht sinnvoll auf "Autoformat" vergrößern lässt, durch Zusatzteile zu ergänzen. So könnte man eine faltbare weiße Plastikscheibe beilegen, die per simplem Ständer unter die Windschutzscheibe gestellt werden könnte. Diese würde den größten Teil der einfallenden Sonnenstrahlung reflektieren. Anders als beim Dach wäre das Problem in diesem Bereich damit weitestgehend gelöst, da diese Scheibe anders als das Dach natürlich nicht (stark) getönt ist.

Tiere im Auto

Nur durch eine solche Konstruktion könnte man es überhaupt verantworten, Tiere eine Zeit lang im Auto zu lassen. Das wäre, da die im smart wohl nur im Kofferraum transportiert werden, auch nur dann praktikabel, wenn die Sonne von (schräg) vorne käme, und man müsste dafür mal einige Tests anstellen, aber als zusätzliches Verkaufsargument für ein Produkt, dass man in dieser Weise sowieso baut, mag es reichen.

Anforderungen

Wirksamkeit

Die Wirksamkeit (Temperaturdifferenz zwischen Autos mit und ohne Zusatzdach an einem warmen, sonnigen Tag) hängt in erster Linie von der abgedeckten Fläche ab. Das Zusatzdach selber würde sich kaum aufheizen, da es in weiß oder einem anderen sehr hellen Ton gehalten würde und außerdem rundherum von einem Luftstrom umgeben ist (anders als die nur einseitig gekühlten Autoteile). Das Zusatzdach würde deshalb seinerseits kaum auf das Auto abstrahlen, und die Kontaktfläche zum Auto wäre viel zu kühl und klein, um das Auto ernsthaft zu erwärmen.

Wie sich der Anteil der abgedeckten Fläche zur Wirksamkeit verhält, ließe sich präzise wohl nur durch experimentieren ermitteln. Wenn aber etwa zwei Drittel des Innenraums geschützt wären, würde sich die in dem Rest entstehende Hitze gut verteilen, da die Innenluft relativ kühl bliebe und für Ausgleich sorgte.

Man sollte erst einmal davon ausgehen, dass sich mit der vorgeschlagenen Fläche von 150cm*100cm bereits ein gutes Ergebnis erzielen ließe. Wichtig ist dabei, dass eine Vergrößerung zwar leicht machbar wäre, aber der Kühlgewinn auf Kosten der Nebenbedingungen Montage- und Verstauschwierigkeit ginge. Zu betrachten wären also die fraglichen Werte im "Optimum".

Das "technische" Risiko, also den gewünschten Effekt nicht oder nur unzureichend zu erreichen, halte ich für sehr gering, spätestens beim Einsatz des "Windschutzscheibenreflektors" kann man es ausschließen.

Testergebnisse

Ein Praxistest Ende August unter eher ungünstigen Bedingungen (starker Wind, Versuchsbeginn erst um 14:40 h, Himmel teilweise bewölkt) brachte folgende Erkenntnisse (die Temperaturen wurden jeweils im schattigen Kofferraum gemessen):

Es hat sich gezeigt, dass es wichtig ist, die empfundene Wärmebelastung zu berücksichtigen. Ob die Ablagefläche unter der Frontscheibe 60°C hat, ist dem Fahrer im Zweifelsfall egal, ob dasselbe für seinen Sitz und das Lenkrad gilt, dagegen überhaupt nicht. Die Rückenlehne der Sitze liegt auf jeden Fall im Schatten des großen Dachs, bei günstigerem Sonnenstand (oder Einsatz des "Windschutzscheibenreflektors") auch die Sitzfläche. Der zweite wesentliche Punkt ist die Aufheizung der Frischluft. In einem normalen smart ist das Dach das heißeste Element, das heißt, der Innenraum wird gerade dort am stärksten erwärmt, wo der Fahrer es am wenigsten gebrauchen kann: direkt an seinem Kopf. Die wesentlichen Probleme, die Erwärmung durch den glühend heißen Sitz und am Kopf, werden durch das Sonnendach also zuverlässig gelöst.

Die weitere Erwärmung erfolgt durch Front- und Seitenscheiben sowie die Karosserie. Gegen die Karosseriewärme kann man wohl nichts machen, aber die nimmt nur einen kleinen Teil der Innenraumfläche ein. Die Scheiben wird man in der Situation sowieso runterfahren, so dass sie kein Problem mehr darstellen, und die Frontscheibe wird durch den Fahrtwind am stärksten gekühlt, so dass sich dieses Problem schnell erledigt haben sollte.

zeitliche Aufwand

Für den Nutzen des Kunden ist unabdingbar, dass er das Dach auch einsetzt, was er aber nur macht, wenn dies nicht mit Schwierigkeiten verbunden ist (also lange dauert). Mir schwebt vor, dass das Zusatzdach drei Füße hätte, mit denen es auf dem normalen Dach aufläge. Dabei würde man sich die kleine "Wulst" in Form der dritten Heckleuchte zunutze machen. Einer der Füße könnte da einhaken, so dass das Dach auch nicht nach vorne wegrutschen oder -kippen könnte. Die beiden anderen Füße sollten - von vorne betrachtet - über den hinteren oberen Ecken der Fenster aufsetzen. Das hätte nämlich den entscheidenden Vorteil, dass ein kleiner Winkel (oder ein Stück Stoff o.ä.) bei geöffneter Tür ins Autoinnere geklappt werden könnte, der nach dem Schließen der Tür verhinderte, dass der Fuß nach oben bewegt werden kann. Durch das gleichzeitige Anliegen an der rückwärtigen Türabdichtung wäre das Dach auch nach hinten fixiert, so dass es sich nicht mehr bewegen könnte.

Die Montage verliefe also folgendermaßen:

  1. Dach aus dem Auto holen (betrifft die Frage des Verstauens)

  2. Füße ausziehen/ausklappen

  3. Dach auseinanderklappen (und eventuell verriegeln)

  4. Konstruktion aufs Dach setzen (Gewicht!) und positionieren

  5. Türen auf, Winkel/Stoff rein, Türen zu

Das Vorbereiten der Füße ließe sich sicher als Frage von Sekunden umsetzen. Die Positionierung ginge auch schnell, aber das müsste man ausprobieren. Ich halte es für realistisch, dies ohne Hetze in 30-60 Sekunden zu bewerkstelligen. Das wäre dann für die Masse der Kunden wohl akzeptabel.

Transportmöglichkeit

Von großer praktischer Relevanz wäre die Frage, wie man am besten ein Objekt von 75cm*50cm mit den Füßen als räumlich begrenzte Tiefe im smart unterbringt - und zwar so, dass auch sonst noch was reinpasst. Für kritisch halte ich hier nur die Füße. Ansonsten sollte es unproblematisch sein, die Konstruktion hinter einen Sitz zu packen. Die smart-Sitze haben hinten einen Haken. Es sollte also möglich sein mittels einer geeigneten Öse die Konstruktion quasi aufrecht hinter dem Sitz zu verstauen. Eine Beschränkung der Größe wäre dabei noch, dass das Rausholen und Zurücklegen ohne große Verrenkungen und Fummelei möglich sein sollten.

Zu bedenken ist auch noch das leidige Verschmutzungsproblem durch Vögel... Das Zusammenklappen sollte so erfolgen, dass die Oberseite des Dachs am Ende komplett innen liegt, denn niemand hat Lust, etwas in sein Auto zu räumen, das...

Stabilität (Wind) & Diebstahlsicherheit

Generell wird man das Produkt an stürmischen Tagen eher nicht einsetzen, zumal an denen kaum Bedarf daran bestehen wird. Nichtsdestotrotz muss die Konstruktion so gewählt sein, dass das Zusatzdach nicht bei der ersten Böe auseinanderbricht, vom Auto fliegt oder ähnliches Unheil anrichtet.

Die Heckbefestigung wäre stabil und ließe sich durch etwas konstruktiven Mehraufwand noch verbessern: Zwischen der Heckklappe und dem Dach des smart befindet sich eine Lücke von vielleicht einem Zentimeter Breite. Dort hinein könnte ein kleiner Gummipropfen geschoben (und vielleicht sogar leicht gedreht) werden. Das würde wirksam verhindern, dass das Zusatzdach nach hinten wegrutscht.

Die Stabilität der vorderen Füße kann auf mehreren Wegen erreicht werden:

Zumindest die Kombination dieser Ansätze sollte das Problem in allen Facetten wirksam lösen. Fraglich wäre aber, wie stark die Belastungen sein dürften, um die Haltepunkte nicht zu beschädigen. Womöglich kann das ganze Problem durch ein paar Lüftungsschlitze in den Platten drastisch reduziert werden.

Produktion

Entwicklungsrisiko

Das Risiko eines echten Scheiterns besteht bei dieser Entwicklung nicht. Die Entwicklung hätte primär zur Aufgabe, den Benutzungskomfort und die Herstellungskosten zu optimieren.

Produktionskosten

Wie inzwischen deutlich geworden ist, bietet sich an mehreren Stellen die Möglichkeit, das Zusatzdach mehr oder weniger kompliziert zu bauen. Grundsätzlich besteht die Konstruktion aber nur aus einigen einfachen Plastikteilen, die weder in ihrer Herstellung noch in ihrer Montage ernstzunehmende Anforderungen an die Präzision stellen. Die Herstellung des einzelnen Daches ginge also sehr schnell, Ausschuss gäbe es praktisch nicht. Die benötigten Teile sollten sich günstig einkaufen lassen.

Vertrieb

Distribution

Ich habe diese Idee ursprünglich an smart herangetragen, die sie aber nicht umgesetzt haben (was sie sowieso nicht selber gemacht hätten), weil sie damals und auch heute noch andere Probleme haben, als sich um solche Zusatzprodukte zu kümmern, dafür fehlen ihnen einfach die Leute, wie sie heute selber sagen. Die Idee selber ist dort – auch in höheren Hierarchieebenen – positiv aufgenommen worden, so dass als wahrscheinlich gelten kann, dass ein solches Produkt in den smart Centern verkauft würde. Es fiele also kaum (unverzichtbarer) Aufwand in die Bewerbung des Produkts und den Aufbau von Distributionskanälen an.

smart-Verkaufszahlen

Leider hat man mir keine Länderaufschlüsselung der Verkaufszahlen zukommen lassen, da diese als Geschäftsgeheimnis angesehen wird:

Imitationsrisiko

Wettbewerbsdruck wäre kaum zu befürchten, da die smart Center keine zwei gleichen Produkte ins Sortiment nehmen werden und ein Konkurrent somit drastisch besser/günstiger sein müsste, was ihm schwerfallen sollte. Dadurch, dass keine oder kaum Werbung nötig wäre, hätte ein Imitator nur den Kostenvorteil der Entwicklung, die aber hier nicht gravierend teuer erscheint. Dem einzigen Vorteil, zu wissen, dass das Produkt funktioniert und einen Markt hat, stünde also das Problem gegenüber, dass ein Konkurrenzprodukt kaum verkauft werden könnte.

Ganz anders stellt sich die Situation dar, wenn das Konzept auf andere Fahrzeuge erweitert wird, aber auch in diesen Märkten sollte der Erstanbieter regelmäßig eine überlegene Position haben, nämlich durch seinen Know-How-Vorsprung, die durch smart ausgelöste Bekanntheit und das minimale Investitionsrisiko der Anpassung an ein weiteres Modell.

Markenimage

Diese Neuerung passte hervorragend zum smart als "Alternative in allen Bereichen". Es wäre cool. Zur Einführung des smart haben alle über das Auto gelacht, zumindest in Berlin lachen heute nur noch die smart-Fahrer. Diese Vorreiterrolle, die Bereitschaft, Neues zu akzeptieren und zu übernehmen, dürfte ein guter Aufhänger für die Vermarktung sein.

Seiteneffekte

Herstellerbekanntheit

Durch dieses Produkt hat gerade eine kleine Firma die Möglichkeit, ihre Bekanntheit zu steigern. Für den Rest der Produktpalette wäre das im Hinblick auf die smart-Fahrer zwar wenig ergiebig, aber der Bekanntheitseffekt bliebe nicht auf smart-Fahrer beschränkt.

Ausweitung auf andere Fahrzeuge

Das Konzept lässt sich natürlich auf andere Fahrzeuge übertragen, aber die Frage nach der Praktikabilität stellt sich jeweils neu, da der smart in allen Parametern die günstigsten Werte annimmt:

Skizzen

Ich habe mit meinen bescheidenen Fähigkeiten in diesem Bereich ein paar Skizzen angefertigt, um meine Idee zu illustrieren. Die Bildunterschriften:

aufklappen.png


Das Zusatzdach wäre sinnvollerweise zu vierteln, damit es bei großer Fläche noch gut verstaut werden kann. Um ein Flattern der Segmente im Wind zu verhindern, könnten diese über Riegel o.ä. nach dem Aufklappen miteinander verbunden werden.


seitenansicht.png


Dieses Bild zeigt schematisch die Befestigung des Daches am smart. Der Abstand zum Dach ist hier übertrieben dargestellt. Diesen würde man minimieren, um bei noch brauchbarer Umlüftung möglichst viel seitlich einfallende Strahlung abzuschirmen (insbesondere mit den hier nicht eingezeichneten Stoffelementen).


windschutzscheibe.png


Der smart hat eine große Fläche vor dem eigentlichen Armaturenbrett, so dass sich eine Sichtblende dort gut positionieren ließe. Diese würde zwar das Aufheizen der Frontscheibe nicht verhindern (durch das zurückgeworfene Licht sogar noch verstärken), aber das Lenkrad, die Sitze und (weniger wichtig) der ganze Rest des Innenraums würden (je nach Sonnenstand) weniger bzw. faktisch gar nicht mehr aufgeheizt. Obendrein könnte die von der Frontscheibe aufgeheizte Luft nicht mehr ungehindert zirkulieren, so dass auch die Lufterwärmung im restlichen Fahrzeug reduziert wäre. Je mehr Wärme sich auf die Frontscheibe konzentriert, desto besser, denn diese wird vom Fahrtwind sofort abgekühlt.