Anregung einer marine-organisatorischen Maßnahme

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Effizienzsteigerung des Marine-Geleitschutzes für Handelsschiff-Konvois

Version 1.1/3.0, 23.12.2008

Inhalt

Ausgangslage – das Problem – Übersicht

Der internationale Handel ist derzeit durch die Piraterie am Horn von Afrika ernsthaft bedroht. Das praktische Problem ist, dass die aktuell dort stationierten Marineeinheiten nicht in der Lage sind, die gesamte gefährdete Strecke zu schützen. Das Aufkommen an Handelsschiffen ist dort sehr hoch; es steht in keinem Verhältnis zum verfügbaren Geleitschutz.

Eine immense Aufstockung der militärischen Präsenz zur quantitativen Behebung dieses Problems ist zwar prinzipiell möglich, aber natürlich aufwendig und nicht kurzfristig möglich. Ausreichend viele Schiffe dafür zur Verfügung zu stellen wäre nicht nur mit hohen militärischen Kosten verbunden, sondern würde sich wohl erheblich auf die Einsatzbereitschaft der beteiligten Streitkräfte in anderen Teilen der Welt auswirken. Deshalb mag der folgende Vorschlag sowohl kurz- als auch langfristig relevant sein.

ZielÜbersicht

Das Ziel der militärischen Maßnahmen ist es, einen aus technischer Sicht eher primitiven Gegner in Schach zu halten. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Piraten über hochwertige Möglichkeiten der Aufklärung verfügen.

Man darf davon ausgehen, dass auch Piraten sich von den "üblichen" Kosten-Nutzen-Regelungen leiten lassen, die zumindest mit einer brauchbaren Korrelation das Ausmaß krimineller Aktivitäten bestimmen.

Die Prämisse dieses Vorschlags ist, dass – letztlich – nicht nur die reale Präsenz eines Kriegsschiffs Piraten abschreckt, sondern auch die mögliche Präsenz – sofern sich diese Frage nicht auf ungefährliche Weise klären lässt. Mögliche Präsenz bezieht sich auf die Aufklärungsproblematik: Kann der Pirat wissen, was ihn erwartet, sobald er sich seinem Ziel angenähert hat? Ungefährlich meint die Frage, ob die Piraten darauf hoffen dürfen, nach Sichtung des Kriegsschiffs unbeschadet zu entkommen. Auf ein Mandat wie das erste der Deutschen Marine, das Piraten quasi einlädt, ihr Glück zu versuchen, lässt sich diese Anregung daher nicht anwenden; aber andere Streitkräfte handhaben die Problematik sinnvoller, und auch die deutschen sind über die EU inzwischen problemadäquat mandatiert, so dass dieser Vorschlag auch für sie in Frage kommt.

UmsetzungÜbersicht

Der nutzbare Umstand ist, dass die zu schützenden Schiffe sehr groß sind, deutlich größer als die meisten Kriegsschiffe (außer eventuell in der Höhe). Es sollte also möglich sein, ein Kriegsschiff in oder hinter einem Konvoi Tanker und Containerschiffe zu "verstecken". Das mag, wenn die Piraten sich darauf einstellen, es erforderlich machen, die typisch militärische, leicht erkennbare Funkabstrahlung (Kommunikation, Radar) abzuschalten, was aber kein Verlust wäre, denn aus der Luft droht den Schiffen dort keine Gefahr.

In diesem Szenario würden die gefährdeten Schiffe nur noch in Konvois fahren, und zwar unabhängig davon, ob der jeweilige Konvoi militärischen Geleitschutz hat oder nicht. Den Piraten wäre es nicht möglich, rechtzeitig festzustellen, ob der Konvoi bewacht ist oder nicht. Die einzige Möglichkeit, dies herauszufinden, wäre die, den Konvoi anzugreifen. Dann würden die Piraten aber im Fall eines unerkannten Kriegsschiffs bei der Attacke entweder umkommen oder in Gefangenschaft geraten. Solange die Quote bewachter Konvois hinreichend hoch ist, erscheint dies als wirksame Abschreckung.

Sinnvollerweise sollte das Begleitschiff im vorderen Bereich des Konvois fahren, um die Geschwindigkeit des angegriffenen Schiffes (das nur sehr langsam seine Richtung ändern kann und sich auch nicht unkontrolliert in den Konvoi hineingewegen darf, um nicht die anderen Schiffe in Gefahr zu bringen) als Relativgeschwindigkeit ausnutzen zu können, indem es wendet und seinem Ziel entgegenfährt.

mögliche Probleme

Informanten

Die zu dem Konvoi gehörigen Besatzungen wüssten natürlich, ob der Konvoi bewacht ist. Prinzipiell ist es möglich, dass die Piraten Angehörige der Besatzungen bestechen, um an diese Information zu kommen. Dies ist zwar möglich, erscheint aber wenig wahrscheinlich. Dafür wäre wohl ein Satellitentelefon erforderlich.

Positionierung des Geleitschutzes

An die Positionierung des Geleitschutzes innerhalb des Konvois gibt es zwei komplementäre Anforderungen:

  1. Das Schiff soll möglichst schlecht zu entdecken sein. Dafür bietet es sich an, es auf der küstenabgewandten Seite des Konvois fahren zu lassen. Dass es von der anderen Seite aus entdeckt wird, ist wenig wahrscheinlich, da kleine Boote kaum weitab der Küste operieren und richtige Schiffe rechtzeitig per Radar geortet würden.

  2. Der Begleitschutz muss rechtzeitig vor Ort sein, also im Zweifelsfall bei dem küstennächsten Schiff. Dieses Problem ist allerdings dann wenig relevant, wenn das Kriegsschiff über einen Kampfhubschrauber verfügt; der ist schnell genug.

kein planbarer Schutz mehr

Gegenwärtig ist es so, dass der militärische Begleitschutz zu festen Terminen zur Verfügung steht. Dieses Verfahren in dem vorgeschlagenen Szenario aufrechtzuerhalten, wäre aus statistischen Gründen kontraproduktiv. Die vorgeschlagene Maßnahme ändert rein gar nichts daran, dass viel zu wenig Militär zur Verfügung steht, um einen flächendeckenden Schutz zur Verfügung zu stellen. Sie basiert auf der Nichtvorhersagbarkeit des Schutzes. Wenn nun weiterhin garantiert geschütze Konvois zur Verfügung stehen, dann macht man es den Piraten leicht, sich auszurechnen, welche Konvois nicht geschützt sind. Dieses Problem steht und fällt natürlich mit dem Verhältnis der öffentlich bekannten Kriegsschiffe zu den zu unbekannten Zeiten fahrenden. Wenn nur ein Viertel der Schiffe zu festen Terminen fährt, ist das unproblematisch.

unterschiedliche Geschwindigkeit der Schiffe

Die zu schützenden Schiffe fahren mit deutlich unterschiedlichen Geschwindigkeiten, was die Zusammenfassung zu Konvois erschwert. Die triviale Lösungsmöglichkeit ist, dass alle mit der langsamsten Geschwindigkeit fahren. Ob das für einen Reeder akzeptabel ist, hängt von der Geschwindigkeitseinbuße und der Länge der so zurückzulegenden Strecke ab, aus denen sich der Zeitverlust ergibt.

Angesichts des weiteren Problems der Konvoigrößen (s.u.) mag sich dieses Problem relativieren, weil man womöglich mit den pro betrachteter Zeiteinheit (also etwa pro Tag) pro Geschwindigkeitsgruppe schon so viele Schiffe zusammenbekommt, dass die maximale angestrebte Konvoigröße erreicht wird.

Die Marinen haben grundsätzlich ein Interesse daran, möglichst schnell zu fahren, um mit einem Schiff möglichst viele "bewachte Schiffskilometer" zu erreichen. Dennoch sollte man die schnellen und die langsamen Konvois mit derselben Quote begleiten, um nicht eine Gruppe auf diese Weise zum bevorzugten Ziel zu machen – entscheidend für die Bekämpfung des Problems Piraterie ist die beste Erfolgsaussicht, die die Piraten haben. Eine Ungleichheit ist also nie sinnvoll, da sie die (statistische) Situation der Piraten verbessert (der verbesserte Schutz der anderen Gruppe wirkt sich kaum aus, da diese Gruppe bei Ungleichheit sowieso gemieden wird).

maximale Konvoigröße

Es mag eine Obergrenze für sinnvolle Konvoigrößen geben. Die ergibt sich etwa daraus, dass es erstrebenswert erscheint, die Piraten direkt von Kriegsschiffen aus bekämpfen zu können, anstatt die Hubschrauber als einzige Option zu haben. Das erfordert aber, dicht genug an die Piraten heranzukommen, ohne ihnen genügend Zeit zu geben, ein Schiff anzugreifen. Dabei ist zu bedenken, dass die Piraten sich auf die für diese Vorgehensweise unverzichtbare Einsatzstrategie der Streitkräfte einstellen werden. Wenn sie wissen, dass sie entweder gefangengenommen oder unter Feuer genommen werden, werden sie sehr viel engagierter versuchen an Bord eines Schiffes zu gelangen, um die militärische Überlegenheit der Bewacher zu neutralisieren.

Schiffskoordination bei Funkstille

Um den Piraten nicht die Möglichkeit zu geben, einen bewachten von einem unbewachten Konvoi zu unterscheiden, dürfen die Kriegsschiffe nicht unter offener Identität mit den anderen Schiffen des Konvois in Funkkontakt stehen. Eine einfache Maßnahme zur Umgehung dieses Problems ist die Annahme einer Ersatzidentität. Ob dies praktikabel ist, hängt vor allem davon ab, ob man den Piraten (und vor allem ihren Hintermännern) zutraut, so etwas zu enttarnen, etwa über eine Analyse der Abfahrtzeiten auszuschließen, dass das dort scheinbar funkende Schiff Teil des Konvois ist. Es sollte allerdings auch ohne Einsatz von Funk möglich sein, eine Fregatte unbeschadetet zwischen Ozeanriesen zu bewegen. Allerdings sollte nicht aus den Positionsangaben und -vereinbarungen der bewachten Schiffe hervorgehen, dass sich im Konvoi eine Lücke befindet, und das auch noch an der Position, auf der die Bewacher bevorzugt mitfahren...

Vorwarnzeit

Je früher die Begleitschiffe alarmiert werden, desto besser. Nun liegt es in der Natur der Sache, dass ein Konvoi nur von außen angegriffen werden kann. Es ist daher überlegebswert, ob man einen Teil der Besatzung des Begleitschutzes auf den für Aufklärungszwecke am günstigsten positionierten Schiffen mitfahren lässt (mit entsprechender sensorischer Ausrüstung), um auf diese Weise die Vorwarnzeit zu verlängern. Ob man das Begleitschiff dann auch gleich so per Funk alarmiert, dass die Piraten mitbekommen, dass sie bemerkt wurden, ist zu überlegen. Für Zugriff oder Bekämpfung ist es kaum hilfreich, wenn die Piraten schnell die Flucht ergreifen (was sie andererseits kaum tun werden, solange sie nicht wissen, ob der Konvoi bewacht ist, also woher die Funkantwort der Marine kam).

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