Anrufsteuerung: Prioritäten und Codes

Version 1.0, 07.06.2004

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Übersicht

Problem – zurück zur Übersicht

Man weiß nicht, wie erwünscht Anrufe zu bestimmten Zeiten beim Angerufenen sind. Sind ihm seine Mittagsruhe und sein Wochenende heilig, wann geht er schlafen? Man kann es nicht wissen, nur raten. Wenn das Anliegen nicht wirklich wichtig ist, werden höfliche Menschen auf das Telefonat im Zweifelsfall verzichten – mit dem bekannten, störenden Effekt, dass nur ein Teil der unterbliebenen Anrufe zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt wird.

Wie kann man sicherstellen, dass man andere nicht unbeabsichtigt belästigt bzw., aus der Sicht der Betroffenen, verhindern, von unwichtigen Anrufen gestört zu werden, gleichzeitig aber sicherstellen, dass wirklich wichtige Anrufe oder nur bestimmte Leute einen (zu bestimmten Zeiten) dennoch erreichen?

Das Problem liegt in erster Näherung nicht darin, vorsätzliche Belästiger technisch aufzuhalten, sondern darin, kooperativen Anrufern eine Möglichkeit zu verschaffen, sich ihren eigenen Vorstellungen gemäß zu verhalten. Zielgruppe bei den Anrufern sind private Telefonierer, keine Firmen. Firmen haben zwar auch ein hohes Interesse, den Angerufenen nicht zu verärgern, tätigen ihre Anrufe aber typischerweise nur zu bestimmten, (für den "Durchschnittsangerufenen") unkritischen Zeiten.

Lösung – zurück zur Übersicht

Man definiert unterschiedliche Wichtigkeiten von Anrufen, etwa "belanglos", "normal" und "wichtig". Der Angerufene kann dann (z.B. per Web) festlegen, zu welchen Zeiten er welche Art Anruf akzeptiert und wie diese Art ausgelöst werden kann. Im einfachsten Fall wird der Anrufer gefragt, bevor der Anruf durchgestellt wird: "Lieber Anrufer, Herr Müller akzeptiert momentan nur Anrufe der Wichtigkeit "normal" oder "sehr hoch". Bestätigen Sie dies bitte durch Drücken der Taste 2 oder 3, oder legen Sie auf und versuchen es später erneut." Um Zeit zu sparen, könnte die Möglichkeit geschaffen werden, die "Wichtigkeitsziffer" direkt hinterherzuwählen. Der Anrufer bekäme dann entweder das Freizeichen oder aber eine kurze Ansage/"Fehlermeldung".

Um Missverständnisse bezüglich der Wichtigkeitseinstufung zwischen Anrufer und Angerufenem zu vermeiden, könnte den Nutzern die Möglichkeit angeboten werden, einen kurzen Informationstext aufzusprechen, den sich Anrufer im Bedarfsfall anhören können (oder der auf jeden Fall abgespielt würde – das mag zu bestimmten Anlässen sinnvoll sein).

Vorabtest

Problematisch ist für den Anrufer natürlich weiterhin, dass er sich ja nicht darauf verlassen kann, dass der Angerufene das System auch nutzt. Was aber nützt das System, wenn der Anruf aus der Unsicherheit bezüglich der Nutzung unterbleibt? Der (Haupt-)Umsatz entsteht natürlich beim Angerufenen (durch die Dienstgebühr), der hat den größten Nutzen. Auch wenn er nie wissen kann, ob jemand sich gerade überlegt, ob er ihn anrufen soll, ist die Motivation, so ein System zu bezahlen, größer, wenn er zumindest im Glauben ist, dass es auch (in relevantem Umfang) genutzt wird. Ein Nutzen entsteht dem Angerufenen nicht nur dadurch, dass er keine störenden Anrufe mehr bekommt, sondern auch dadurch, dass er wenig wichtige Anrufe, die aber gerade nicht stören, dennoch bekommt.

Das Problem des (potentiellen) anruferseitigen Umsatzes könnte dadurch gelöst werden, dass der Anrufer (einfach und komfortabel) herausfinden kann, ob der Anzurufende das System nutzt. (Eine technische Herausforderung läge darin, dies auch Teilnehmer-Netzbetreiber-übergreifend zu ermöglichen.) Dies könnte etwa dadurch geschehen, dass dem Netz durch Eingabe eines kurzen Tastencodes signalisiert würde, dass der folgende Anruf nur dann ausgelöst werden soll, wenn der Zielanschluss das System nutzt. (Um hier der Kurzwahltechnik der Telefone entgegenzukommen, müsste dies auch über ein Auflegen hinweg funktionieren. Dadurch wäre es zwar prinzipiell möglich, dass das "falsche" Gespräch konfiguriert wird, wenn mehrere Telefone diesen Anschluss nutzen, aber das ist wohl wenig praxisrelevant, zumal die ausgehende MSN verglichen werden könnte und das System für Privatleute gedacht ist.)

Alternativ könnte der Anrufer seinen Anschluss so konfigurieren, dass er zu bestimmten Zeiten (etwa zwischen 21:00 und 09:00 h) vom System "gewarnt" wird, falls der Angerufene das System nicht nutzt, so dass er entweder den Anruf durch eine Bestätigungstaste auslösen muss oder aber einen Moment Zeit hat, aufzulegen. Dieser Dienst sollte kostenlos angeboten werden, da er gerade dazu dient, Anrufe stattfinden zu lassen, die ansonsten aus Vorsicht unterblieben wären. Dass, sozusagen aus falscher Vorsicht, durch dieses System Anrufe unterbleiben, ist sehr unwahrscheinlich, da es keinen Grund gibt, anzunehmen, dass der Anrufer zur fraglichen Zeit ohne das System den jeweiligen Anruf getätigt hätte, den er wegen einer entsprechenden Warnung abbricht. Es ist aber durchaus möglich, dass die Kunden einen so großen Vorteil in der Möglichkeit sehen, jederzeit sorglos "anrufen" zu können, dass diese Möglichkeit selber schon eine gewisse Zahlungsbereitschaft generiert.

Authentifizierung

Als Erweiterung könnte festgelegt werden, dass z.B. wichtige Anrufe nur von Anrufern ausgelöst werden können, die sich per Zifferncode authentifizieren können. Dafür sollte der Angerufene "Login"-"Code"-Kombinationen anlegen können, was per Web sehr komfortabel machbar wäre. Alternativ könnten Rufnummern freigeschaltet werden. Um berechtigten Anrufern Anrufe von anderen Anschlüssen aus zu ermöglichen, wäre es dennoch sinnvoll, zumindest alternativ die Authentifizierung über Zugangsdaten anzubieten. Das hätte auch den Vorteil, dass der Anrufer sich nicht noch einen Code pro Angerufenem merken müsste, sondern nur einmal seinen Code für seinen Anschluss (der eventuell noch für andere Dienste genutzt wird). Er würde dann einfach seine eigene Telefonnummer und seinen persönlichen Code eingeben. Das klingt etwas aufwändig, käme aber nur selten vor. Gegen eine einmalige Gebühr sollten Kunden auch die Möglichkeit haben, andere Nummern als zu ihrer äquivalent im System eintragen zu lassen, etwa andere MSNs, ihre Handynummern, ihre Büronummern usw. Missbrauchsrisiko bestünde dadurch nicht ernsthaft, aber der Komfort würde erhöht und eine weitere Umsatzquelle erschlossen (wenn auch keine große).

Schutz vor bestimmten Anrufen

Kunden, die telefonisch belästigt werden, könnte mit diesem (Authentifizierungs-)System gut geholfen werden, wobei für diesen Fall (der eine vergleichsweise hohe Zahlungsbereitschaft generiert) eine Erweiterung sinnvoll wäre: Der Kunde könnte seinen Anschluss für alle Anrufe sperren, die nicht von einer freigegebenen Nummer kommen. Diese freigegebenen Nummern müssten dafür noch nicht einmal dem Angerufenen übermittelt werden, denn dem Teilnehmernetzbetreiber werden sie ja im jedem Fall übermittelt. Er kann sie also zur Prüfung nutzen, ohne sie dem Angerufenen anzuzeigen. Das ist wichtig, weil viele Kunden noch keine Rufnummernübermittlung haben und einen entsprechend konfigurierten Anschluss gar nicht anrufen könnten.

Alternativ könnte der Kunde bestimmte Nummern sperren sowie alle Anrufe, bei denen die Nummer nicht übermittelt wird (und nicht auf der Whitelist steht). Sich ständig neue Nummern zu besorgen, wäre für einen Telefonbelästiger ziemlich aufwändig, vor allem, wenn es möglich wäre, öffentliche Fernsprecher (der T-Com) als solche zu erkennen (sofern die überhaupt ihre Nummer übermitteln). Das sollte aber einfach möglich sein, da die Nummern dieser Fernsprecher der T-Com ja bekannt sind. In einem solchen System sollten die übermittelten Nummern dokumentiert werden, damit der Angerufene sie leicht der Blacklist hinzufügen kann, etwa durch ein am Ende des Telefonats automatisch oder durch Tastenkombination aufgerufenes Menü.

Anforderungen – zurück zur Übersicht

schnelle Konfiguration

Das System sollte sehr schnell konfigurierbar sein, zumindest in Grundfunktionen. Das nächstliegende Beispiel: Der Kunde kommt erst mitten in der Nacht nach Hause und will am nächsten Tag ausschlafen. Seine Grundkonfiguration mag so aussehen, dass er ab 10 h Anrufe normaler Wichtigkeit entgegennimmt, an diesem Tag will er aber bis 14 h seine Ruhe haben – von wichtigen Anrufen abgesehen. Er sollte nun die Möglichkeit haben, diese Einstellung bequem vorzunehmen – obwohl er vermutlich todmüde ist. Denkbar wären einfache Funktionen wie "Ausschalten bis auf Widerruf" und (da man den ja vergessen kann) "Ausschalten für 8/10 Stunden". "Ausschalten" hieße dabei (vermutlich), nur wichtige Anrufe durchzulassen.

für Auslandsanrufe abschaltbar

Da es um ein deutschsprachiges Sprachsteuerungssystem geht, erscheint es wenig zweckmäßig, dies immer einzusetzen. Was sollen etwa ausländische Anrufer damit anfangen, deren Sprache der Angerufene zwar spricht, die aber Deutsch nicht verstehen? Denkbar wäre, das System nur bei Inlandsanrufen zu nutzen oder es nur dann zu nutzen, wenn eine Sprachführung in der Landessprache des Anrufherkunftslands zur Verfügung steht.

Fehlte diese Beschränkung, hätten Kunden, die Anrufe aus dem Ausland bekommen, eine ernstzunehmende Hemmschwelle, diesen Dienst zu nutzen.

Konfiguration pro MSN

Da oftmals MSNs pro Nutzer vergeben werden, wäre es unumgänglich, getrennt nach MSNs konfigurieren zu können. Natürlich könnte dafür auch mehr in Rechnung gestellt werden (sofern nicht andere MSNs einfach nur davon ausgenommen würden).

optional: "Rückruf bei Freischaltung"

Analog zu Rückruf bei besetzt könnte der Anrufer einen "Rückruf" auslösen lassen, sobald der Angerufene wieder Anrufe der angegebenen Wichtigkeit akzeptiert. Hier wäre dann eine Befristung anzugeben.

optional: Anruferlisten

Es wäre nett, wenn der Angerufene die Möglichkeit hätte, sich die (übermittelten) Rufnummern, die mangels ausreichender Wichtigkeit keinen Anruf ausgelöst haben, ansagen zu lassen (mit Rückrufmöglichkeit).

Nutzen für T-Com – zurück zur Übersicht

Neben der höheren Grundgebühr profitierte T-Com davon, dass mehr telefoniert würde. Man könnte ja jederzeit sorglos anrufen. Zumindest ginge das, wenn der Anrufer vor dem Auslösen des Anrufs testen könnte, ob der Angerufene das System nutzt. Auch dies könnte man so einrichten (vielleicht ginge es gar nicht anders), dass es nur möglich wäre, wenn über T-Com telefoniert wird.

Die Durchschaltung zum "Sprachcomputer" könnte bereits als Gesprächszeit tarifiert werden (wenn das rechtlich zulässig wäre).

technischer Aufwand – zurück zur Übersicht

Die Grundversion sollte sehr einfach und kostengünstig umzusetzen sein, da nur Ansagen und Tastenerkennung benötigt werden. Die Logik zur Steuerung der Anrufe in Abhängigkeit von der Eingabe müsste man zentral im Netz unterbringen können, also auch kostengünstig.

Realisierungszeitraum

Ein solcher Dienst (zumindest die Grundfunktion) sollte binnen weniger Monate, vielleicht sogar Wochen, umzusetzen sein. Es spricht auf den ersten Blick nichts dagegen, die Erweiterungen der Grundfunktionalität erst später anzubieten. Hier wäre abzuwägen zwischen dem Nutzen, mit jeder Erweiterung auch die Grundfunktion wieder ins Gespräch zu bringen, und dem Mehraufwand, mehrfach erneut für ein ähnliches Produkt zu werben.

Marktchancen – zurück zur Übersicht

Das Problem, das diesem Dienst zugrundeliegt, ist jedem Kunden sofort verständlich, und im Prinzip hat jeder einen Bedarf daran. Das gilt sowohl für den Angerufenen- als auch für den Anruferdienst. Nicht jeder wird es sich allerdings zutrauen, das System zu konfigurieren. Die Haupthürden wären also der Preis und der Komfort der Einrichtung. Letzteres könnte durch eine spezielle Servicehotline geregelt werden, so dass auch Menschen mit keinerlei Technikaffinität dies leicht erledigen (lassen) könnten – es wäre ja ein (quasi) einmaliger Vorgang.

Die Möglichkeit, wichtige Anrufe auf bestimmte Logins/Anrufernummern zu begrenzen, könnte dagegen höher tarifiert werden, da sie einen entsprechend höheren Nutzen für die fraglichen Interessenten hätte. Das wäre sozusagen die Luxusversion einer Geheimnummer – ohne das Risiko, dass diese ihren Wert verliert, wenn sie bekannt wird.

Lebensdauer

Es ist nicht erkennbar, dass dieser Dienst irgendwann einmal veraltet. Denkbar ist dies schon, etwa durch intelligente Endgeräte (in einem zukünftigen Netz), aber einfacher wäre die Realisierung auch dann noch durch den Netzbetreiber.